06.07.2001 Zielinski

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Premiere von SOUL D'AIX verursacht drei Nachbeben

Insider wußten schon vor einem Jahr, dass sich da was zusammenbraut. Die Aachener Musikszene, man kennt sich, man trifft sich, man fachsimpelt über Musik. "Wir sollten mal Musik machen die uns selbst vom Hocker reißt". Wir, Albert Müller - Keyboards - (ex. Rain City Rollers), Will Pütz - Gitarre - und Stephan Zielinski - Baß - (beide ex. Doc Tune). In den drei Köpfen war ein Gedanke - toller Bläsersatz, groovende Rhythmen und super Gesang. Man suchte, da es ja eine Hobbyband werden sollte nach geeigneten Mitstreitern. Die beiden Musiker, Saxophonist Charlie Endres (viel Aachener Projekte) und der Drummer Philip Leisten (Aachener Urgestein) waren nach der ersten Probe begeistert. Charlie brachte den Posaunisten Stephan Schiffels mit ins Boot. Charlie war es auch, der einen Ausnahmetrompeter, mit dem er gelegentlich Jazzprojekte realisierte überredete in die Band einzusteigen. Auch Gitarrist Norbert Maukisch mischte sich zu SOUL D'AIX.

Jetzt Dezember 2000, die Band war komplett, Stücke waren schnell gefunden. Das Spektrum überdeckt den Bereich, angefangen vom Blues über Soul, Jazz und Funk.

Doch verlockende Angebote für den Trompeter nach New York und für den Schlagzeuger nach Paris, reißen die Band wieder in ein tiefes Loch.

Die Jugend bekommt ihren Platz. Stephan Schiffels, Benjamin der Truppe, der zusätzlich noch in einer Big Band zuhause ist fragt den Drummer Oliver Lutter. Oliver ist sofort dabei.

Wir sagen dem Premierentermin 22.Juni im Jakobshof zu. Die Proben verlaufen schleppend. Jeder hat seinen Beruf und seine privaten Verpflichtungen. Drei Wochen vor der Premiere wird Trompeter Jack Cuypers (NL-Heerlen) überredet eine Probe mitzumachen. Stephan Schiffels hat inzwischen alle Bläsersätze mehrfach überarbeitet. Das Endprodukt zeichnet sich durch raffinierte und soundmäßig ausgereizte Leckerbissen aus. Jack überraschte bei der ersten Probe durch seine Leichtigkeit, starre Notenbilder in gefühlvolle, leidenschaftliche und exakte Klänge umzusetzen.

Der Testauftritt Anfang Juni in einem kleinen Club in Belgien überzeugte sowohl das Publikum als auch die Band.

Aachens Musikgeschichte bekommt Zuwachs.

Am Freitag war es dann soweit. Der Jakobshof, die Institution aus der schon so manche lokale Größen hervorgegangen sind öffnet seine Pforten. Der Saal ist gegen 21Uhr mit ca. 180 interessierten, musikbegeisterten Zuhörern gut gefüllt. Pünktlich 21:05Uhr betreten die 8 Musiker die abgedunkelte Bühne. Die Bühne erhellt sich. Das Erdbeben zwei mal eine Stunde beginnt.Vom abwechelungsreichen Programm sich sowohl die Zuhörer als auch die Musiker in den Bann geschlagen. Lead-Sänger und Gitarrist Will Pütz hat den Blues schon mit der Muttermilch in sich aufgesogen. Seine gesangliche Interpretation der Lieder, ob Funk, Soul oder Balladen wirken nicht aufgesetzt, nicht eintrainiert, sondern kommen authentisch aus seinem tiefsten Innern. Der stark im Vordergrund stehende Bläsersatz überzeugt durch seine druckvollen Riffs ebenso wie durch die solistisch abwechslungsreichen und gefühlvollen Darbietungen. Die Solis werden allesamt mit Zwischenovationen für die Musiker belohnt. Aber auch die anderen Künstler zeigen im Laufe des Abends mehrfach ihre solistischen Fähigkeiten. Albert Müller, er haßt synthetische Klänge, spielt also auf einem Stagepiano und einer umgebauten Hammondorgel, zeigt sowohl in kleinsten Fill-Ins als auch in langen Solipassagen oder in flächenfüllenden Hammondsounds, dass er dies Musikrichtung in sich aufgesogen und zu interpretieren weiß.

Norbert Maukisch ist mit seiner Stimme die ideale Ergänzung zum Sound des Frontman.

Oliver Lutter zeigt an diesem Abend den Zuhörern, aber auch der Band, dass zwischen Probe und Auffritt Welten liegen. Er drehte während der zwei stündigen Spielzeit zur Höchstform auf, welches im Schlagzeugsolo zu einem Erlebnis für alle Anwesenden wurde.

Doch während sich alle Musiker auf der Bühne voll verausgaben, gibt es rechts einen kleinen Flecken auf dem ein schwarzgekleideter Musiker, mit rotem Halstuch, kein Scheinwerfer scheint auf ihn, mit offenen Augen, ruhig stehend, das Geschehen auf der Bühne in sich aufnimmt. Es ist der Baßmann Stephan Zielinski.Er spielt seine Läufe cool und unauffällig. Erst bei der Vorstellung der Musiker, welche mit einem Solo einhergeht, gegen Ende des Bebens,kommt er angetrieben vom Schlagzeuger voll aus sich heraus.

Die Zuhörer, viele Bekannte Gesichter der Aachener Musikszene, überschütten die Band mit Lob. Aber es gibt auch kritische Stimmen: "Damals als Will mit DOC TUNE Hendrix machte, das war Musik". Aber natürlich gab es an diesem Abend auch Hendrix, aber nicht nur. Highlight für viele Besucher war die Interpretation des Prince Klassikers "Purple Rain". Eine an die Live-Fassung angelehntem aber mit viel dynamik dargebrachte Version, unterlegt mit phantastischem Chorgesang und Gitarrensolis die einen in die Zeit von Hendrix oder Zappa zurückversetzen. Die stetige Steigerung, angetrieben durch Gitarren und Hammondsound, die den Eindruck erweckten, die Instrumente unter den Fingern der Musiker besitzen eine nichtendende Soundsteigerungsmöglichkeit. Aber auch die vielfältige Variationstechnik des Drummers trägt mit dazu bei diesen Klassiker in einer seltenst gehörten Version zu erleben.

Abschließend muß wohl gesagt werden, dass durch Soul D’Aix die Aachener Musikszene eine interessante Bereicherung erfährt.

Als schließlich gegen 3:38Uhr der Jakobshof seine letzte Türe schließt erschüttern noch drei Nachbeben, bis Stärke 4, die Aachener Gegend – Das Epizentrum liegt genau im Schnittpunkt der Wohnorte der Musiker – Kann das denn ein Zufall sein ?

Stephan Zielinski 23.6.2001